Gesichter & Geschichten
Stöbern Sie durch Geschichten von Künstler*innen, wagen Sie den Blick hinter die Kulissen und erfahren Sie spannende Hintergrundinfos zum Kleinen Fest.

Cocoloco: Madame Bonbon
Das Kleine Fest im Großen Garten empfängt jedes Jahr rund 70.000 Gäste aus der ganzen Welt. Die Festival-Verantwortlichen arbeiten für sie alle und suchen, wo immer möglich, Austausch und Begegnung.
Im Jahr 2024 gab es nach fast vierzigjährigem Bestehen sanfte, aber erkennbare Modernisierungen beim Kleinen Fest im Großen Garten – künstlerisch und organisatorisch. Der international angesehene Programmdirektor Casper de Vries übernahm die künstlerische Leitung. Gleichzeitig überarbeitete die Landeshauptstadt Hannover als Auftraggeberin einige Vorgaben.
Fans, die seit vielen Jahren jeden Sommer das Kleine Fest genießen, nahmen das – meist wohlmeinend, manchmal kritisch – genau wahr. Und die Verantwortlichen hörten ihnen genau zu.
Dr. Benedikt Poensgen, Veranstaltungsleiter der Herrenhäuser Gärten: „Wir begrüßen pro Spielzeit 70.000 Gäste. Unser Auftrag ist, ihnen allen einen vergnüglichen Abend zu bereiten. Wir spielen gleichermaßen für treue Fans und neue Gäste. Dabei hören wir ihnen zu – und wir reagieren.“
Mehr als eine Handvoll Anpassungen basieren in der Spielzeit 2025 auf konstruktiven Anregungen des langjährigen Publikums. Dazu zählen:
Die Wege
Das Kleine Fest hat sein Zentrum seit 2024 rund um die Große Fontäne. Von hier aus ist kein Programmpunkt weiter als zwei Gehminuten entfernt. Der vordere Gartenbereich, das Große Parterre, wird nicht mit Bühnen oder Podesten bespielt. Zum einen wird er damit als eigenständiges Gartenkunstwerk geschützt. Zum anderen ist die Sonneneinstrahlung für Publikum und Künstler*innen dort oft stark.
Das Festival im hinteren Garten bedeutet für die Gäste: Sie gehen von der Picknickwiese aus durch den vorderen blühenden Garten bis zum Kleinen Fest. Viele haben dieses Ankommen genossen. Andere fanden den Weg, bis es losgeht, weit.
Die Antwort 2025: Wir verlegen das Picknick eine Stunde vor Einlass auf die Mitte der Ostallee und näher an das Geschehen. Sprechende Skulpturen nehmen unsere Gäste gleich am Eingang in Empfang und leiten sie zum Programm.
Die Durchsagen
Zu jedem Freiluftfestival gehören Wind und Wetter. Es kann – erwartet oder unerwartet – regnen, stürmen und gewittern. Künstler*innen und Publikum zu schützen, hat dann Priorität. In solchen Momenten gibt es in deutscher und englischer Sprache und in enger Abstimmung mit dem Deutschen Wetterdienst Durchsagen der Festivalleitung.
Die Antwort 2025: Damit Durchsagen von allen Gästen überall und jederzeit noch besser gehört werden, hat die Festivalleitung bereits 2024 die Lautsprecheranlagen im gesamten Großen Garten erweitert. Seit 2025 übererfüllt die Landeshauptstadt mit einem neuen Sicherheitskonzept, das für bis zu 5.000 Personen (rund 4.000 sind pro Abend auf dem Kleinen Fest) gilt, sogar die behördlichen Auflagen.
Das Neue
Die große Kunst des Kleinen Festes ist seine Melange aus Vertrautem und Neuem, sein breites Angebot für ein breites Publikum. Tradition und Innovation verbindet der künstlerische Leiter Casper de Vries jeden Sommer in vertrauter Kulisse neu. Langjährige Fans vermissten 2024 Erwartbarkeit, geschätzte Künstler*innen am gleichen Ort.
Die Antwort 2025: Gleich sechzehn Publikumslieblinge aus Vorjahren, wie zum Beispiel Eis Ali, Swoolish Garage, Sascha Korf, Michael Krebs und Alex Barti sind wieder dabei. Gleichzeitig kommen renommierte Künstler*innen und talentierte Newcomer*innen – mit etablierten Shows und Erstlingswerken – neu dazu. Der Mix macht’s.
Die Comedy
Casper de Vries lädt eine größere Bandbreite an Darstellungsformen in den Barocken Garten ein. Seit 2024 zeigen sich Walkacts, Installationen, Theater, Zirkus, Tanz und Musik gemeinsam mit Figurentheater, Jonglage, Zauberei, Comedy und Clownerie. Insgesamt 108 Künstler*innen bieten lustige und leichte Unterhaltung genauso wie inspirierende und zum Nachdenken anregende Performances.
„Unsere Gäste können gern absolut unvorbereitet kommen und sich überraschen lassen“, sagt Casper de Vries. Gleichwohl hat jedes Genre auch ein eigenes Icon im ab Anfang Juni erhältlichen Spielplan. So kann sich, wer gern plant, an individuellen Vorlieben orientieren. Wer Comedy will, geht zur Comedy. Wer Tanz mag, geht zum Tanz. Alles lässt sich kombinieren.
Das Kleine Fest hat ein vielfältiges Programm gleichzeitiger Darbietungen, das jede*r individuell gestalten kann. Laute Lacher und melancholische Momente reichen sich die Hand. Einige langjährige Fans vermissten 2024 die Menge an direkter Komik. Größere Vielfalt bedeute weniger Comedy, nicht alles sei mehr witzig.
Die Antwort 2025: Die große Prominenz der Comedyszene kommt 2025 nach Hannover zum Kleinen Fest. Hierzu hat Casper de Vries mit Desimo zusammengearbeitet, der auf seiner eigenen Bühne unter anderem Sascha Korf und Michael Krebs begrüßt. Insgesamt gibt es Anzahl neun Comedyshows an jedem Abend.
Das Publikum
„Eine Show lebt von ihrem Publikum“, sagt Casper de Vries stellvertretend für alle Künstler*innen. „Das Kleine Fest im Großen Garten ist ein wunderbar zugängliches kulturelles Treffen. In entspanntem Miteinander erleben Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen die gleiche Kunst ganz anders und kommen über sie ins Gespräch.“
Alle Rückmeldungen, die sie 2024 aus dem Publikum erreichten, haben die Organisator*innen systematisch ausgewertet und in die Planung 2025 einbezogen. „Wir haben ein Ziel: dass die Besucher*innen sich auf dem Kleinen Fest wohlfühlen und den Abend genießen.“
Die Antwort 2025: Um die Eindrücke der Gäste ganz präzise zu erfassen, gibt es 2025 erstmals eine Publikumsbefragung. Durchgeführt von der Stelle der Stadt, die sich mit Umfragen auskennt und Stimmungen ermitteln kann: dem Wahlamt. Alle Besucher*innen sind aufgerufen und eingeladen, ihre Meinung hier zu äußern.
Drei Büroräume im tief geduckten, unscheinbaren Verwaltungsgebäude der Herrenhäuser Gärten zwischen Werkhof und Labyrinth. Das ganze Jahr über laufen hier alle Fäden zusammen für drei Wochen im Sommer: Das Kleine Fest im Großen Garten.
Meike bereitet die Publikumsbefragung vor. Frauke hat mit der Einlassplanung alle Hände voll zu tun. Rita vergleicht Angebote für Unterkünfte, während Florian den Techniker*innen über die Schulter schaut.
In diesem bunten Treiben hat eine den Hut auf: Gabriele Koch. Die 53-Jährige hat so viel Festivalerfahrung, dass die Gleichzeitigkeit von allem sie niemals aus der Ruhe bringt. Im Jahr 2024 hat die gebürtige Bielefelderin und studierte Kulturwissenschaftlerin die Projektleitung für eines der größten Freilufttheaterfestivals Europas in einer der bedeutendsten historischen Parkanlagen Europas übernommen.
Ein Festival dieser Dimension hat üblicherweise zwei Jahre Vorlaufzeit. Für ihr Debüt in Hannover hatte Gabriele deutlich weniger. Damit wie 2025 mehr als hundert Künstler*innen aus zwanzig Ländern für insgesamt 70.000 Gäste über drei Wochen achtzehn Abende fröhlich-unbeschwert gestalten, muss die Organisation im Hintergrund wissen, wie es geht. „Wir arbeiten hart, damit es sich ganz leicht anfühlt. Wenn ich am Ende unsichtbar bin, dann mache ich alles richtig“, beschreibt Gabriele ihre Rolle.
Von Buchhaltung bis Marketing
Während eine Ausgabe des Kleinen Festes vorbereitet wird, wird gleichzeitig die vorherige nachbereitet. Wer Festivals organisiert, arbeitet immer mehrdimensional. Empathisches Multitasking als Basiskompetenz.
Nach einem Kleinen Fest heißt es: Alles wird zurückgebaut. Über hundert Künstler*innen erhalten ihre Gagen – verschiedene Gesetze in verschiedenen Ländern machen das kompliziert. Steuern, Meldungen bei der GEMA und Abgaben an die Künstlersozialkasse. Wer braucht wann welche Belege? Externe Dienstleister*innen – von Sicherheitsservice bis Infostandbetreuung – werden bezahlt. Das Feedback aller Beteiligten wird ausgewertet. Gabriele hat dann einen kaufmännischen Bürojob.
Sie ist bei der Landeshauptstadt Hannover angestellt. Kolleg*innen aus dem Fachbereich Herrenhäuser Garten und anderen Abteilungen unterstützen sie in Sachen Finanzplanung und Kostencontrolling genauso wie bei Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Sponsoring. Sie arbeitet intensiv mit Expert*innen für Verträge, Vergabeverfahren und infrastrukturelle Gewerke wie Strom und Wasser zusammen. Die Veranstaltungstechnik liegt genauso bei den Profis der Landeshauptstadt wie das Hygiene- und das Sicherheitskonzept. Honorarkräfte arbeiten temporär mit. Bei Gabriele laufen alle Fäden zusammen.
Für kommende Ausgaben stimmt sie sich besonders eng mit dem künstlerischen Leiter Casper de Vries ab. Casper wählt Künstler*innen aus, kuratiert das Programm. Das heißt anfragen, buchen. Dann wird’s für Gabriele spannend. Sie wird Informationen von mehr als hundert internationalen Künstler*innen, die derweil überall auf der Welt unterwegs sind, sammeln und strukturiert aufeinander beziehen. Fäden zusammenhalten.
Tetris mit der Technik
Gabriele muss für jede Show wissen: Wie groß muss die Bühne sein? Wie der Bodenbelag beschaffen? Welche Transportwege braucht ihr? Welche Lagerräume? Mit wie vielen Leuten kommt ihr? Sind alle Infos da, braucht es kluge und erfahrene Köpfe. Dann spielen Rita und Gabriele Tetris mit dem Technikteam. Ihr Spielfeld: eine riesengroße Excel-Tabelle. Sie erfasst alles. Von Zeiten für Auf- und Abbau über Anzahl der Helfer*innen bis Dezibel der Sounds.
Eine der anspruchsvollsten Aufgaben lautet: Wer ist wann auf welcher Bühne? Wenn in der Show mit 300 Weingläsern Scherben klirren, kann dann im Anschluss das Einrad auf der Bühne fahren? Alles hängt zusammen. Am Ende greifen die Zahnräder präzise ineinander.
Besonders sensible Momente sind Optik und Akustik im Großen Garten. Das Team geht vorab immer wieder mit einer Soundbox über die Flächen. Blätter an Hecken und Bäumen beeinflussen den Schall. Zuschauer*innen und Künstler*innen dürfen nicht geblendet werden. Begrünung und Sonneneinstrahlung müssen für die dreiwöchige Spielzeit vorausberechnet werden. Und: Das Habitat, der Lebensraum der Pflanzen, muss geschützt werden.
Je näher der Premierentag rückt, desto tiefer steckt der Teufel im Detail. Zwei Beispiele: Sienta la Cabeza, die Gäste im Jahr 2024 kunstvoll frisierten, benötigen ein bestimmtes Haarspray, um Frisuren zu fixieren. Im Flugzeug durften sie die Mengen nicht mitnehmen. In Deutschland war das Spray nicht lieferbar. Oder Jessica Arpin. Sie braucht 2025 für „Miss Margherita – Pizzaiola mit Flair“ dreimal pro Abend sehr pünktlich eine heiße, schmackhafte neapolitanische Pizza auf Bühne 10. Zuständig für Haarspray und Pizza? Gabriele.
Der Große Garten ist ein Denkmal
„Casper hat visionäre Ideen. Ich setze sie um“, beschreibt Gabriele die Zusammenarbeit mit ihrem namhaften Programmdirektor. Dazu muss sie unterschiedliche, manchmal gegensätzliche Interessen verbinden, etwa Wünsche der Künstler*innen mit dem Schutz des barocken Gartens in Einklang bringen. Mit der Gartendirektorin Professorin Anke Seegert und dem Bereichsleiter der Gärten Hans-Karl von Bodecker bespricht sie sich regelmäßig zu künstlerischen Plänen und deren Auswirkungen auf den Garten. Nicht alle Ideen halten stand.
Zwei Beispiele: Casper wollte ein Tableau vivant, französisch für lebendiges Bild, eine historische Kunstform, bei der Menschen Gemälde darstellen. Die Idee: ein Rahmen mit grasenden Kühen. Aus kreativer Sicht genial für das Kleine Fest. Jetzt beginnt die Arbeit für Gabriele: Kann der Garten das Gewicht der Kühe tragen? Wohin mit dem Dung? Was braucht eine Kuh, damit es ihr gut geht? Wo übernachtet sie? „Da hängen juristische Fragen dran, zum Beispiel ein veterinärmedizinischer Nachweis, dass die Kuh stressresistent ist“, erzählt sie. Gabriele hat alle Möglichkeiten geprüft. Schließlich hat das Team die Idee, wie manch andere, verwerfen müssen. Gartendenkmal und Wiederkäuer, Kuh und Kunst, kommen nicht zusammen. Am gleichen Tag scheitert auch die ganz andere Idee eines Tanzes in der Höhe an einem Kran an den Auflagen des Gartendenkmals. Der Kran darf nicht in den historischen Garten. „Die Unversehrtheit des Denkmals steht über allem. Ich lote die Möglichkeiten immer wieder aus“, erklärt Gabriele.
Gartendirektion und Projektleiterin haben viel zu klären. Da ist zum Beispiel 2025 Tsubasa Watanabe, der für sein traditionell japanisches Kabuki-Theater mit Diabolos normalerweise Babypuder nutzt, um Staubwolken zu erzeugen. Doch das Puder besteht aus Talkum, einem mineralischen Silikat, und ist biologisch nicht abbaubar. Es darf nicht in den Gartenboden gelangen. Prüfung der biologischen Effekte aller Darbietungen? Chefinnensache.
„Bei meiner Arbeit geht es oft um die Frage: Was ist umsetzbar?“, sagt Gabriele. Kunst zeigt das Mögliche hinter dem Wirklichen. Doch praktisch ist der Kunst, erst recht im denkmalgeschützten Raum, nicht alles möglich. Im 350 Jahre alten barocken Garten von Hannover gibt das Denkmal den Ton an. Gabriele verhandelt seine Möglichkeiten.
Visionär weiterentwickeln
Neben detailgenauem Planen gehört es zu Gabrieles Aufgaben, das große Ganze strategisch-visionär weiterzuentwickeln. „Kunst lebt von Innovationen. Das liegt in ihrer Natur“, sagt sie. Die Landeshauptstadt Hannover hat Casper und sein Team damit beauftragt, das Kleine Fest zu modernisieren. Wohin wollen wir? Welche Netzwerke bilden wir? Welchen Mehrwert bieten wir Hannover? Gabriele wird mit Casper Visionen entwickeln und verwirklichen und dazu Konzepte schreiben, Partnerschaften ausbauen, Fördergelder beantragen. Gleichzeitig kümmert sie sich für das Publikum unbemerkt um Babypuder, Pizza und Haarspray, um Wachpersonal, Podeste, Sanitätsdienst, Picknicktische, Beschilderung, Reinigung – und alles andere, damit jedes Kleine Fest ein großes Theater der Begegnung ist.
70.000 Gäste besuchen jedes Jahr das Kleine Fest – und alle reden darüber. Kennen sie sich wirklich aus?
Tickets für das Kleine Fest sind schwer zu kriegen.
Falsch. Sie sind leicht zu kriegen, allerdings möglicherweise schnell ausverkauft. Die Landeshauptstadt Hannover als Veranstalterin vergab die Tickets bis zum Jahr 2023 in einem Losverfahren. Das hat sie abgeschafft, damit Besucher*innen besser planen können. Seit 2024 werden Tickets einfach online verkauft, bis zu sechs Karten pro Person. Nicht schwer. Hier geht es zum Ticketshop: www.ticket-onlineshop.com/ols/kleines-fest. Weitere Infos u.a zu Tickets unter www.kleines-fest-hannover.de.
Ich habe keine Chance, alle Shows an einem Abend zu sehen.
Richtig. Jeden Abend geben mehr als 100 Künstler*innen zusammen rund 120 Vorstellungen. Diese Fülle gehört zum Konzept des Kleinen Fests, damit zu jeder Zeit für jede*n Besucher*in Wundervolles passiert. Rein theoretisch könnte man bis zu neun Darbietungen plus Walkacts und Installationen an einem Abend erleben. Der künstlerische Leiter Casper de Vries empfiehlt: „Hetzen Sie nicht von Vorstellung zu Vorstellung. Lassen Sie sich treiben und genießen Sie spontane Begegnungen. Wir freuen uns, wenn Sie ein zweites Mal kommen, um andere Vorstellungen zu sehen oder diejenigen erneut, die Ihnen besonders gefallen haben.“
Das Kleine Fest gibt es seit einem halben Jahrhundert.
Falsch. Das Kleine Fest in seiner heutigen Form gibt es seit 1986, also seit fast vierzig Jahren. Die ersten rauschenden Feste, fröhlichen Gespräche und üppigen Picknicks gab es hier allerdings schon vor 350 Jahren. In dieser langen Tradition steht das Kleine Fest.
Das Kleine Fest findet bei jedem Wetter statt.
Falsch: Ein Open-Air-Festival findet zum Schutz der Gäste und Künstler*innen nicht bei jedem Wetter statt. Das Leitungsgremium vom Kleinen Fest konferiert an jedem Spieltag um 15:30 Uhr, ob das Kleine Fest stattfinden kann. Im Zweifelsfall wird mit dem Deutschen Wetterdienst Kontakt aufgenommen. Sollte dieser Sturm prognostizieren oder gar eine Gewitterwarnung aussprechen, wird das Kleine Fest für diesen Abend – schweren Herzens – ausgesetzt. Diese Entscheidung wird unmittelbar auf der Website kleines-fest-hannover.de bekannt gegeben. Wer ein Onlineticket hat, erhält automatisch einen Gutschein für das nächste Jahr.
Das Kleine Fest ist nur für kleine Kinder.
Falsch. Das Kleine Fest ist für alle Menschen in jedem Alter. Kinder lieben das Kleine Fest im Großen Garten. Bis einschließlich 11 Jahre haben sie freien Eintritt und brauchen kein Ticket. Das Kleine Fest ist keine reine Kinderveranstaltung. Die meisten Gäste sind erwachsen, schon wegen der späten Stunde.
Das Kleine Fest ist jeden Tag gleich.
Richtig und falsch. Grundsätzlich ist der Spielplan für jeden der achtzehn Spieltage, mit wenigen Ausnahmen, identisch. Auch wer jedes Mal zu Gast ist, wird niemals den gleichen Abend erleben. Täglich laufen über 50 verschiedene Shows, insgesamt 150 Aufführungen – unmöglich, alle zu sehen. Das Kleine Fest ist voller Überraschungen und spontaner Begegnungen und jeden Abend neu.
Es gibt nur eine offizielle Website vom Kleinen Fest im Großen Garten.
Richtig. Auf den Domains kleines-fest-hannover.de und herrenhaeuser-gaerten.hannover.de/Kleines-Fest-im-Großen-Garten liegt die offizielle Website der Landeshauptstadt Hannover als Veranstalterin vom Kleinen Fest im Großen Garten. Private Fanpages sind nicht autorisiert.
Ich kann mit einem Ticket zweimal in den Großen Garten kommen.
Richtig. Wer ein Ticket für das Kleine Fest hat, kann damit am Tag der Veranstaltung und am nächsten Tag die sonst kostenpflichtigen Bereiche der Herrenhäuser Gärten umsonst besuchen. Das heißt: den Großen Garten und den Berggarten, unter anderem mit der größten Orchideen-Sammlung Europas. Das Kleine Fest aber kann nur am gebuchten Termin besucht werden.
Das Programm ist vor Festivalstart bekannt.
Richtig. Der Spielplan 2025 wird am 4. Juni, planmäßig fünf Wochen vor der Premiere, veröffentlicht und in einer Pressekonferenz vorgestellt. Wer sich einstimmen will, kann das ausführliche Programm auf kleines-fest-hannover.de einsehen und herunterladen. In gedruckter Form wird ein Programmheft an den Kassen der Herrenhäuser Gärten und am Infostand auf dem Kleinen Fest für drei Euro verkauft. Auf dem Kleinen Fest direkt gibt es kostenlos einen übersichtlichen Spielplan zum Mitnehmen. Gäste können sich damit nach Uhrzeit und Interesse orientieren.
Jeder Tag vom Kleinen Fest endet mit einem Feuerwerk.
Falsch. In früheren Jahren gab es jeden Abend ein Feuerwerk. Die Landeshauptstadt Hannover hat sich 2024 dagegen und für einen neuen Abschluss entschieden. Für Feuerwerkfan gibt es weiterhin den Internationalen Feuerwerkswettbewerb, ausgerichtet von der Hannover Veranstaltungs GmbH (HVG), einer Tochtergesellschaft der Hannover Marketing und Tourismus GmbH (HMTG): https://www.feuerwerk-hannover.de/
Im Großen Parterre und am Schwanenteich gibt es keine Show.
Richtig. Mit dem Auftrag einer neuen Konzeption für das Kleine Fest hat die Landeshauptstadt beschlossen, dass ab 2024 im Großen Parterre keine festen Spielorte platziert werden. Das entlastet die blühenden, empfindlichen Bereiche des Großen Gartens als eigenständiges Kunstwerk. Gleichwohl gibt es im Schwanenteich künstlerische Lichtinstallationen. Das Zentrum des Kleinen Fests bildet die Große Fontäne. In diesem (sonst) ruhigeren hinteren Teil des Gartens ist das Kleine Fest kompakt erlebbar. Zwischen einzelnen Aufführungen liegen nie mehr als zwei Minuten Fußweg. Diesen kleinen Abstand brauchen sie manchmal, um sich gegenseitig nicht zu stören.
Casper de Vries arbeitet ausschließlich für das Kleine Fest.
Falsch. Casper de Vries ist der künstlerische Leiter vom Kleinen Fest. Damit verantwortet er die Auswahl der Darbietungen; er gestaltet das Programm. Die Vorbereitungen dauern etwa zwei Jahre. Er ist jeden Abend persönlich auf dem Festivalgelände, spricht mit Künstler*innen und Publikum.
Auch unabhängig von dieser Aufgabe gestaltet er den europäischen Kulturbetrieb im Bereich darstellende Kunst im öffentlichen Raum seit Jahrzehnten maßgeblich mit. Dazu gehören Beratung und Vermittlung hochkarätiger Künstler*innen für namhafte Freiluftdarbietungen. Casper de Vries ist international erfahren und vernetzt; Hannover profitiert immens von seiner Expertise.
Seit Jahrzehnten bespielt der Niederländer europaweit historische Gärten und Landgüter. Er betreibt die Künstler*innenagentur Entr’act. Sie scoutet innovative Produktionen und begleitet die Entwicklung von Künstler*innen.
Die jahrelange Programmleitung des renommierten Festivals KoresponDance in Tschechien gab Casper de Vries ab, weil es zeitlich mit dem Kleinen Fest kollidiert. KoresponDance bespielt städtische und ländliche Räume mit besonderer Verbindung von Kunst und Architektur.
Alle Künstler*innen vom Kleinen Fest treten andernorts, wenn sie nicht in Hannover sind. Sie sind nicht exklusiv an das Kleine Fest gebunden.
Alle Shows sind gleich lang.
Falsch. Die Dauer einer Show bestimmen viele ineinandergreifende Faktoren. Vielfalt auf dem Kleinen Fest braucht Kürze, Inhalt und je nach Aufwand auch mal Länge. Im Ergebnis sieht es im Jahr 2025 so aus: 21 Shows sind 20 Minuten lang, 3 Shows spielen über 50 Minuten, 2 Shows dauern 35 Minuten. Insgesamt hat die Bühnenzeit im Vergleich zu früheren Jahren zugenommen. Zwischen 18 und 23 Uhr laufen durchgängig Shows.
Kurfürstin Sophie hat das Kleine Fest erfunden.
Richtig und falsch. Die Kürfürstin Sophie hat den Garten als Ort der Begegnung und des Genusses im 17. Jahrhundert geschaffen. Sie hat vor 350 Jahren Künstler*innen eingeladen, rauschende Feste gefeiert und Menschen herzlich empfangen. Das Kleine Fest steht in dieser Traditionslinie.
Perspektiven und Stimmen von Künstler*innen und Professionals zum Kleinen Fest 2024.
Professionals
Zum Kleinen Fest im Großen Garten kommt das internationale Who’s who der Szene nach Hannover. Casper de Vries fördert seit 2024 mit einem eigenen PRO-Programm den Austausch zwischen Künstler*innen und Veranstalter*innen. Das kommt gut an.
Ursula Maria Berzborn studierte Kostüm- und Bühnenbild an der Hochschule der Künste Berlin sowie Objekttheater in Amsterdam. Sie ist Mitbegründerin und künstlerische Leiterin von Grotest Maru, bekannt für nonverbale Inszenierungen, die Stelzentheater, bildende Kunst und Installation verbinden. Als Regisseurin, Dozentin sowie Bühnen- und Kostümbildnerin lebt sie im Kunsthaus KuLe in Berlin-Mitte.
"Vielen Dank für die wirklich liebevolle Betreuung der PROs! Es war großartig und inspirierend, an Pitch-Sessions, Rundgängen und vielem mehr teilzunehmen – und die neue Ausgabe des Festivals zu erleben! Ich wünsche mir sehr, dass Ihr und Casper diese Austauschplattform für Künstler*innen, Produzent*innen, Organisator*innen und Veranstalter*innen auch zukünftig parallel zum Festival organisiert – sie ist so wichtig für uns alle! Ihr habt sie in einem sehr einladenden, kollegialen und solidarischen Geist geschaffen. Danke!
Das Kleine Fest war für mich sehr gut kuratiert und räumlich überzeugend aufgestellt! Ich hoffe, das Publikum in Hannover weiß die Veränderungen zu schätzen."
Dmitry Filippov ist Künstler in Moskau und neben seinen Filmproduktionen für seine futuristischen digitalen Werke und detaillierten 3D-Illustrationen bekannt.
"Fantastisches Festival, fantastisches Team, unglaubliches Projekt. Dem Festivalteam ist es gelungen, die räumliche Struktur des Großen Gartens vollständig zu nutzen – es hat ihn in einen Archipel voller Wunder verwandelt und auf kleinem Raum einzelne Inseln der Aufmerksamkeit geschaffen.
Man merkt, dass dieser Garten einst als Raum mit vielen Perspektiven und Blickachsen gedacht war. Die Vielfalt der künstlerischen Genres passt perfekt zu dieser verzweigten Topografie. Das Festivalteam arbeitet sehr präzise mit dem Garten.
Über das künstlerische Programm hinaus erfüllt das Kleine Fest eine vermittelnde Funktion – durch Praktiken der Offenheit, der Zugänglichkeit und der Inklusion vermittelt es eine Ethik der Begegnung und der Kommunikation im Sinne einer universellen Kultur – und mit Beteiligung der professionellen Szene. Ein unglaubliches Projekt. Sehr gut gemacht. Danke."
David Berga ist unabhängiger Theatermanager und -produzent aus Katalonien. Sein Schwerpunkt liegt auf Komik, ortsspezifischem Theater, Objektmanipulation und Physical Theatre. Er berät Nachwuchskünstler*innen.
"Ich bin sehr froh, dass ich gekommen bin – und ich habe mich bei allen bestens aufgehoben gefühlt."
Dan Bartha-Lazăr ist Kulturmanager, Kurator und Dozent, leitet das Sibiu International Theatre Festival (FITS), arbeitet am Radu-Stanca-Nationaltheater, koordinierte die Kulturhauptstadt Sibiu 2007. Eine zentrale Figur der rumänischen Kulturszene.
"Es war so schön, Teil einer für mich völlig neuen Erfahrung zu sein! Eine echte Tour de Force für Organisator*innen und Künstler*innen – und nicht zuletzt für uns Gäste. :-) Herzlichen Glückwunsch zu der künstlerischen Auswahl, zum PRO-Programm und dafür, so großartige Gastgeber*innen zu sein!
Ich habe eine sehr vielfältige künstlerische Auswahl entdeckt, die perfekt in diesen wunderbaren Naturraum passt. Einmal mehr wurde mir klar, wie wichtig es ist, Aufführungen live zu erleben. Ein sehr interessantes zusätzliches Expert*innen-Programm mit Diskussionen, Pitches und Updates zum Eco-Operation-Projekt, um nachhaltig zu arbeiten."
Neus Mèlich ist eine erfahrene spanische Kulturmanagerin. Sie leitet das Berliner Büro des Catalan Institute for Cultural Companies (ICEC).
"Vielen Dank nochmals für die Organisation dieses PRO-Meetings. Herzlichen Glückwunsch an das gesamte großartige Team, das dies möglich gemacht hat. Im neuen Kapitel des Kleinen Fests stecken so viel Talent und so viele Chancen zur Zusammenarbeit! Lang lebe das großartige Kleine Fest!"
Künstler*innen
Drei Wochen in Folge fast jeden Tag in einem der bedeutendsten Barockgärten Europas für ein immer neues Publikum aufzutreten – das ist für alle Künstler*innen eine besondere Erfahrung.
Thorsten Andreassen war beim Kleinen Fest 2024 jeden Abend gleich dreimal auf der Bühne als Magier und Jongleur Magic Thor mit Miss Monette zu sehen, und er gab einen Jonglage-Workshop für Kinder im GOP. Neben seinen Bühnenshows ist er Produzent der schwedischen Künstler*innenagentur Funnybones Production:
"Ein riesiges Dankeschön für dieses großartige Festival – ein unvergessliches Erlebnis fürs Leben! Eine einzigartige Mischung aus zeitgenössischer und traditioneller Kunst auf höchstem Niveau. Die Abwechslung von längeren und kürzeren Programmen ermöglichte es dem Publikum, wirklich viel zu erleben.
Die Dauer von drei Wochen mit gleichbleibendem Programm ist besonders – sie bietet Künstler*innen einen attraktiven Rahmen und die Möglichkeit, ihre Acts zu verfeinern.
Die spektakuläre Kombination mit den wunderschönen Herrenhäuser Gärten macht das Festival unvergleichlich. Es gibt nicht viele Städte weltweit, die solch eine Kulisse bieten!
Wir fanden bemerkenswert, dass das Festival eine so starke Anziehungskraft und Tradition für die Bürger*innen Hannovers besitzt. Wie könnte ein so einzigartiges Festival noch mehr internationales Publikum anziehen? Da der Großteil des Programms nicht sprachgebunden ist, ließe sich ein weltweites Publikum gewinnen."
Mit der Plattform ecooperation.net koordiniert Casper de Vries klima- und kostenschonende Reisen und Transporte zu Festivals innerhalb Europas. Davon profitiert das Kleine Fest. Aber: Wie kommt ein Dutzend Schwäne aus Australien nach Hannover?
Ob internationale Künstler*innen auftreten, ist auch immer eine Frage des Budgets. Reisen und Transporte für Menschen und Requisiten sind erhebliche Kostenposten und CO₂-Verursacher jedes Festivals.
Win-win
„Ich will auch mit großen Festivals das Klima so wenig wie möglich belasten. Und ich will die besten Künstler*innen buchen“, sagt Casper, seit 2024 Programmdirektor vom Kleinen Fest im Großen Garten. Damit beides gelingt, hat er die Plattform ecooperation.net initiiert. Sie vernetzt europäische Veranstalter*innen von Freilufttheater- und Zirkusfestivals wie die Landeshauptstadt Hannover, damit Künstler*innen nachhaltiger touren. Das heißt einerseits CO₂-Emissionen zu reduzieren und Kosten zu senken, andererseits bedeutet es, Künstler*innen aus entfernten Ländern buchen zu können und Künstler*innen zu entdecken, die aus der Nähe kommen.
Sechs europäische Länder sind bereits dabei, nämlich Italien, die Niederlande, Portugal, Schweden, die Schweiz und das Vereinigtes Königreich. Sie kooperieren mit dem Baskenland, Belgien, Deutschland, Irland, Israel, Katalonien und Spanien. Veranstalter*innen jenseits davon können sich für dreißig Euro Jahresbeitrag anschließen – eine Gebühr, die sich schnell hundertfach rechnet. Das Netzwerk wächst ständig, und mit ihm seine Möglichkeiten.
Wie kommen die Schwäne aus Down Under nach Deutschland?
Für Regionen, die ecooperation.net nicht abdeckt, findet das Organisationsteam vom Kleinen Fest individuelle nachhaltige Lösungen. Ein Beispiel ist 2025 die Lichtkunstinstallation Cygnus für die Schwanenteiche. Sie stammt von Loomaland; das sind Denis Bivour und Florian Giefer aus Berlin. Es klingt zunächst nach leichter Logistik. Doch die leuchtenden Roboterschwäne treten unmittelbar vor dem Kleinen Fest in Australien auf – am anderen Ende der Welt. Also müssen die Schwäne nicht aus Berlin, sondern aus Down Under nach Hannover kommen. Da das Künstlerduo genauso wie das Kleine Fest großen Wert auf Nachhaltigkeit legt, suchen alle gemeinsam nach einer Möglichkeit, die Schwäne per Schiff- statt Luftfracht nach Hannover zu bringen.
„Wir reduzieren Transporte beim Touring. Das ist ein entscheidender Beitrag, um unseren CO₂-Ausstoß gering zu halten“, sagt Casper. „Wir schauen, welche Künstler*innen aus welchem Land mit welchem Fahrzeug nach Hannover kommen und von welchen Künstler*innen, die vielleicht gar nicht am Kleinen Fest beteiligt sind, wir wissen, dass sie auf dem Weg zum Beispiel nach Dänemark sind und noch Platz in ihren Transportern haben und daher Requisiten von anderen nach Hannover mitbringen können.“
Dieses Jahr lädt zum Beispiel die Gruppe Itinerània, die mit einem Transporter aus Barcelona zum Kleinen Fest kommt, Requisiten für gleich zwei weitere katalanische Künstlerinnen, nämlich Claire Decreux und L’île à, ein. So ist nur ein Fahrzeug nötig. Cia. Manolo Alcántara, die für ihre Performance zum Handwerk auf Bühne 26 mit großem Bus und großem Anhänger ebenfalls aus Barcelona kommen, treten dank Caspers Netzwerk auf dem Weg nach Hannover im niederländischen Ede und in München auf, sodass Veranstalter*innen die Reisekosten gemeinsam tragen. Nachhaltiges Touring.
Netzwerke für Nachhaltigkeit
Diese Zusammenarbeit reduziert den CO₂-Fußabdruck der Künstler*innen und damit der Festivals; und sie stärkt die Gemeinschaft der Veranstalter*innen. Sie verbindet ökologisches Bewusstsein mit künstlerischer Exzellenz. „Festivals wie das Kleine Fest können außergewöhnliche Acts präsentieren, ohne die Umwelt übermäßig zu belasten“, so Casper.
Besonders stolz ist er, dass 2025 nur drei der über hundert Künstler*innen mit dem Flugzeug nach Hannover kommen. Immer mehr nutzen Züge. „Mitfahrbörse für Künstler*innen“, erklärt er die Wirksamkeit von ecooperation.net. So achtsam wie möglich mit Ressourcen umzugehen, das ist eines der übergeordneten Ziele des Programmdirektors. Es sei ein Weg, den man Stück für Stück gehe. Er entspricht dem Auftrag der Landeshauptstadt Hannover, das Kleine Fest in die Zukunft zu führen.
Das Kleine Fest nimmt organisatorisch und auch in künstlerischen Beiträgen Nachhaltigkeit in den Fokus. Kunst fragt immer: Wie gehen wir mit der Welt um? Einige Acts setzen sich 2025 direkt mit dem menschlichen Verhältnis zur Natur auseinander. Dazu zählen zum Beispiel Exoot mit Animal Love auf Bühne 9 und Luigi Ciotta mit Abattoir Blues auf Bühne 31.
Roxana Küwen Arsalan ist 2025 zum ersten Mal beim Kleinen Fest. Die Oldenburgerin bringt mit „OMÂ – oder die Privilegien der Kartoffel“ berührendes Zirkustheater nach Hannover.
„Mein Stück braucht die Präsenz des Publikums“, sagt die international ausgezeichnete Jongleurin Roxana Küwen Arsalan. Denn Kunst sei immer offen und vielseitig – Straßentheater in besonderer Weise. „Ich bin gespannt, das Kleine Fest zu entdecken.“ Es sei eine Instanz weltweit, und die Möglichkeit, das gleiche Stück über viele Tage zu spielen, habe eine eigene Dynamik. „Das mag ich total, denn jede Begegnung mit dem Publikum ist neu.“
Kategorien und Klischees jonglieren
Mit OMÂ bringt Roxana gleich zweimal je Abend eine wundervoll warmherzige Idee auf Bühne 30: Ihre Großmütter, die sich nie persönlich trafen, begegnen einander zum Tee. Die eine tief verwurzelt im Iran, die andere in Ostfriesland. Auf der Bühne schenkt ihnen ihre Enkelin, die Ausnahmeartistin, gemeinsame Zeit voller Liebe und Humor. Verbindung schaffen ihre Füße, die – einmalig auf der Welt – diese Teestunde jonglieren. Schon der Name ihres One-Woman-Circus-Acts vereint: Das deutsche Wort Oma und seine persische Entsprechung Mâdariun sind zusammen OMÂ.
Persönlich, politisch, poetisch
Roxana spielt mit dem Zufall der Herkunft, mit Traditionen und Privilegien. Das macht sie artistisch extrem anspruchsvoll. „Es ist mir wichtig, dass OMÂ allen Menschen ganz leicht zugänglich ist“, sagt sie. OMÂ basiere darauf, mit dem Publikum etwas zu teilen. Jede*r sehe und fühle anders, das artistische Moment sei genauso wie das politische und das familiäre da. Es sei eine gemeinsame Reise von Künstler*in und Publikum, die sich gegenseitig mitnähmen. „Ich spiele mich selbst. Das macht es einfach.“
Zusammen mit ihrem Publikum denkt Roxana über Identität nach. Sie kombiniert Jonglage mit poetischen Erzählungen und entdeckt Gemeinsamkeiten. Charmante Unterhaltungskunst, die gesellschaftliche Themen verhandelt.
Sucker, Shekar und Sukkar
Roxana kann OMÂ, 2023 in Frankreich uraufgeführt, in vier Sprachen zeigen. Niederländisch spricht sie, weil sie an der renommierten Fontys Academy for Circus and Performance Art in Tilburg studiert hat, Französisch, weil sie in Frankreich ihren Lebensmittelpunkt hat, Deutsch ist ihre Muttersprache, und Englisch als europäische Brückensprache beherrscht sie ebenso.
Einige Elemente von OMÂ entnimmt sie der Sprache ihrer iranischen Großmutter, wenngleich auch arabisch sprechende Menschen diese Wörter auf Fārsī (Persisch) verstehen. Dazu gehört das persische Wort für Zucker, شکر, gesprochen shekar. Im modernen Hocharabisch sagt man سكر, ausgesprochen Sukkar.
Unterschiedliche Sprachfamilien, verbunden in einer Teestunde. Hannover hat eine aktive und vielfältige iranische Gemeinschaft. Roxana weiß: Viele Hannover*innen verstehen die persischen Elemente ihrer Show und viele die plattdeutschen. Da wird hochdeutsch Zucker ostfriesisch Sucker mit scharfem S ausgesprochen. OMÂ entdeckt noch viele Gemeinsamkeiten.
Reisen ist Familienzeit
Roxana lebt mit ihrem Partner und zwei Kindern im südfranzösischen Toulouse. Sie spielt viel in Deutschland sowie in der Schweiz, Spanien, Belgien, den Niederlanden und nimmt die französische Offenheit ihrer Kunst dorthin mit.
Was die 36-Jährige für die Aufführung von OMÂ braucht, hat sie in einem Koffer bei sich. Sie reist nur mit dem Zug, um das Klima so gut es geht zu entlasten. Lange Fahrten gehören zu ihrem Leben und zu dem ihres dreijährigen Sohnes. Der liebt es, denn Reisen ist Familienzeit. Im Zug wird gespielt.
Beim Kleinen Fest ist er dabei. Seine Großeltern aus Oldenburg kommen mit und sorgen für ihn. „Immer mehr Festivals bieten auch gute Betreuung für Kinder der Mitwirkenden an“, erzählt Roxana. Auch das ist gesellschaftliche Entwicklung und Verbindung.
CIE BOLBOL, OMÂ oder Die Privilegien der Kartoffel, für Zuschauer*innen ab 6 Jahren, 40 Minuten um 19.30 Uhr und 21.30 Uhr auf Bühne 30.
Iris ist 42 Zentimeter kleiner und 42 Kilogramm leichter als Chris. Zusammen zeigen sie mit preisgekrönter Akrobatik: Unterschiede machen glücklich. Ihr Stück heißt „Gap of 42“.
Iris Pelz und Christopher Schlunk stehen seit fünfzehn Jahren gemeinsam auf der Bühne, gewinnen internationale Preise, spielen auch über Europa hinaus an renommierten Häusern wie dem Sydney Opera House und La Tohu in Montreal.
Best-of im Großen Garten
Beim Kleinen Fest sind die Hand-auf-Hand-Akrobat*innen 2025 zum ersten Mal. Sie bringen eine eigens für den Großen Garten entwickelte Zwanzig-Minuten-Version ihrer Show „Gap of 42“ zweimal an jedem Abend auf die Bühne.
Die Idee zu diesem persönlichen Stück, das mit ihrem körperlichen Unterschied spielt, hatten sie seit vielen Jahren. Schließlich nutzten sie die Corona-Lockdowns, um es bühnenreif zu entwickeln. Inzwischen konnten sie es in zehn Ländern aufführen. Bei dem Kleinen Fest spielen sie ihre 200. Show von „Gap of 42“.
In geschlossenen Theatern dauert die Bühnenfassung etwas mehr als eine Stunde, die bisherige Outdoor-Version lief über gut dreißig Minuten. „Wir haben für das Kleine Fest die Highlights in zwanzig Minuten zusammengestellt. Das sind gleichzeitig die riskantesten Momente unserer Show. Würfe und Sprünge, die spektakuläre Artistik“, erklärt Iris. Ein Extrakt aus Konzentration, Kraft – und wundervoll subtilem Humor.
Der künstlerische Leiter Casper de Vries hatte Iris und Chris schon für das Jahr 2024 zum Kleinen Fest eingeladen. Doch das verschoben sie um eine Ausgabe. Denn 2024 bekam das Paar eine Tochter. Die brachte nicht nur die Gewichtsverhältnisse ihrer Eltern für eine Weile durcheinander. Jetzt ist sie ein Jahr alt und kommt mit nach Hannover.
Raus in die Routine
„Wir freuen uns, für das Kleine Fest drei Wochen an einem Ort zu sein“, sagt Chris. „So können wir uns an Hannover gewöhnen und haben Zeit, ein Lieblingscafé zu finden.“ Rhythmus und Routine – eine Rarität im Leben der Artist*innen aus dem baden-württembergischen Tübingen.
Einzigartig beim Kleinen Fest sei auch die Begegnung mit gleichzeitig über hundert Künstler*innen. Chris und Iris teilen sich Bühne 30 unter anderem mit Marta und Kim, die ebenfalls ihr kleines Kind mitbringen. Die Vier kennen einander von anderen Festivals und betreuen gegenseitig ihren Nachwuchs. Während ein Paar auf der Bühne steht, sorgt das andere backstage für die Kinder. „Wie wir das zum großen Finale machen, wenn alle gleichzeitig auftreten, das überlegen wir noch“, erzählt Chris.
Wenn er sich mit Iris auf dem Weg von Tübingen nach Hannover beim Fahren abwechselt, stellen sie den Sitz im Bulli um – von ganz unten hinten nach ganz oben vorn. Chris misst 198 Zentimeter, Iris 156. Auf einem vollen Konzert die Bühne sehen? Vorteil Chris. Im Flugzeug gemütlich sitzen? Vorteil Iris. Einander in einer Menschenmenge finden? Chris, weil er alles überblicken kann? Oder Iris, weil Chris so herausragt, dass er leicht zu entdecken ist?
Das Publikum füllt den Raum
Der Titel „Gap of 42“ ist spannend. Gap, Englisch für Zwischenraum, Lücke oder Abstand, ist eine Einladung. 42 Kilogramm beträgt der Gewichtsunterschied von Iris und Chris, 42 Zentimeter ihr Größenunterschied. 42 ist auch die absichtlich absurde Antwort in Douglas Adams’ berühmten Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ auf die nie gestellte Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“. Eine willkürliche Zahl.
Die Lesart von „Gap of 42“ ist für jede*n anders. „Ich mag, dass die Show offenlässt, wie man sie interpretiert“, so Chris. Er zitiert den Journalisten Diego Marín A., der in der spanischen Tageszeitung „La Rioja“ über „Gap of 42“ schrieb: „Nur wenige Dinge sind so schön wie ein Unterschied, der kein Hindernis ist, sondern eine Brücke.“
Die Show ist leicht und präzise, berührend und inspirierend. Chris und Iris passen perfekt zusammen; zeigen Respekt, Nähe und Vertrauen. Ihr Unterschied verbindet, statt zu trennen, ist Gewinn statt Grenze. Mit außergewöhnlicher Akrobatik und feinem Humor verschieben die beiden in „Gap of 42“ vermeintliche Verhältnisse.
Dabei sprechen sie nicht. Ihre Show ist visuell. Die einzelnen kraft- und liebevollen Szenen stehen für sich und sind dennoch miteinander verbunden. „Es ist schön, Menschen aus ihren Erwartungen zu holen“, sagt Iris. Das Paar spielt immer wieder neu mit seinem Größen- und Gewichtsunterschied.
„Wenn wir draußen auftreten, spüren wir die Atmosphäre im Publikum anders als im geschlossenen Theater“, so Chris. „Wir merken, wie Menschen sich einlassen.“ Manchmal gebe es ein, zwei Personen, auch Kinder, die alle mitreißen. Dann lachen sie laut. Manchmal lächelten alle still für sich bis zum Schlussapplaus.
„Gap of 42“ für Zuschauer*innen in jedem Alter, 20 Minuten, um 18:30 Uhr und 20:30 Uhr auf Bühne 30.
Die Landeshauptstadt Hannover bewegt mit dem Kleinen Fest im Großen Garten – gemeinsam mit Organisationsteam und Künstler*innen – viel. Wir haben nachgezählt.
- 70.000 Tickets wurden im Jahr 2024 verkauft und stehen auch 2025 wieder zur Verfügung.
- 5.000 Leuchtmittel erhellen auf 5 Kilometer akkubetriebenen Lichterketten allabendlich den Großen Garten.
- Rund 4.000 Gäste genießen jeden Abend das Kleine Fest.
- 2.179 Vorstellungen sind über den ganzen Zeitraum des Kleinen Fests geplant.
- 300 Weingläser stehen im Mittelpunkt der Performance der OLO Company auf Bühne 10.
- 108 Künstler*innen aus 20 Ländern spielen auf dem Kleinen Fest.
- 57 Gruppen treten auf dem Kleinen Fest 2025 auf.
- 40 Fäden verbinden Puppenspieler Alex Barti mit seiner Marionette auf Bühne 11.
- 26 Spielorte im Großen Garten bieten kulturelle Fülle für jeden Geschmack.
- 21 Shows sind 20 Minuten lang, 3 Shows laufen über 50 Minuten, 2 Shows dauern 35 Minuten.
- 20 Festivalhelfer*innen sind jeden Abend im Einsatz, um Gäste zu informieren und für einen reibungslosen Ablauf des Abends zu sorgen.
- 18 Funkgeräte sorgen für die Kommunikation unter den Verantwortlichen während des Abends.
- 16 Techniker*innen kümmern sich gemeinsam um den Auf- und Abbau.
- 16 Künstler*innen kommen nicht zum ersten Mal.
- 15 Instrumente gleichzeitig spielt Santiago Morenos Ein-Mann-Band auf Bühne 11.
- 15 wetterfeste akkubetriebene Lautsprecher für Notfalldurchsagen installiert das Technikteam im Großen Garten.
- 14 Tage beträgt die Aufbauzeit vom Kleinen Fest.
- 14 mobile Shows verzaubern kleine und große Gäste.
- 12 Schwäne zeigt die Lichtinstallation Cygnus von Loomland.
- 11 Installationen bereichern das Kleine Fest.
- 10 Prozent der Tickets werden stationär, alle anderen online angeboten.
- 9 Workshops bieten Künstler*innen in Kooperation mit Zirkus Salto für den Nachwuchs an.
- 6 Plätze bietet die Flugkabine des Walkacts Actic Airlines.
- 5 Künstler*innen bespielen mit La Poesia Bühne 42.
- 5 Shows genießt ein Gast durchschnittlich je Abend.
- 3 ältere Herren der Company Ravat heißen Tom, Tom & Tom.
- 3 Künstler*innen kommen mit dem Flugzeug, alle anderen auf dem Landweg nach Hannover.
- 3 Stunden vor dem Einlass konferiert die Veranstaltungsleitung mit dem Deutschen Wetterdienst – und entscheidet, ob gespielt wird.
- 3 frische Pizzen gibt es jeden Abend für die Show von Miss Margherita auf Bühne 10.
- 2 Tage lange treffen sich Profis in Hannover auf der internationalen Fachkonferenz zur darstellenden Kunst im öffentlichen Raum.
- 1,5 Jahre vor dem Festival startet die Vorbereitung, spätestens.
- 1 Minute nur, und das Miracle Lab von Nieuw Lef verändert Ihr Leben – Bühne 1.