Nelkentheater
Seit Ende Mai präsentieren sich allerlei Nelken nach historischem Vorbild auf Holzetageren.
Diese aufwendige Schau erinnert an die barocke Tradition, in der besonders seltene und kostbare Pflanzen kunstvoll in Szene gesetzt wurden. Schon zur Zeit des Kurfürsten Ernst August und der Kurfürstin Sophie waren diese zarten Schönheiten hochgeschätzt und galten als Inbegriff gärtnerischer Raffinesse.
Zierpflanzen mit Geschichte
Mehr als 360 Arten umfasst die Gattung der Nelken (Dianthus), deren Lebensraum vor allem in den gemäßigten Regionen Europas und Asiens liegt. Einige Arten besiedeln außerdem den Norden und Süden Afrikas. Nur eine Art hat mit dem westlichen Alaska den amerikanischen Kontinent erreicht.
Nelken gehören zu den bekanntesten Zierpflanzen, und mit einer mindestens 2.000-jährigen Geschichte zu den ältesten. Die Nelke schlechthin ist Dianthus caryophyllus, deren Ursprung die Balkanregion ist. Sie ist die typische Edel-, Land- oder Garten-Nelke mit ihrem Formenreichtum, der durch Kreuzung mit anderen Arten und fortwährende Selektion entstand. Aus ihr wurde auch die große Vielfalt langstieliger Nelken gezüchtet, die vor allem im 20. Jahrhundert für den Schnittblumenhandel von großer Bedeutung war. Die erste große Züchtungswelle in Mitteleuropa fand jedoch bereits im 17. Jahrhundert statt, und aus den Gärten der Renaissance- und Barock-Zeit waren Nelken nicht wegzudenken. Es gab Verkaufs- und Bestandslisten mit Hunderten Sorten dieser Nelcken, Nagel-Bloemen oder Näg(e)lein, wie sie damals genannt wurden. Dabei war die Kultur dieser Schönheiten eine Herausforderung; insbesondere das Überwintern der frostempfindlichen und zugleich lichthungrigen Pflanzen bereitete Probleme.
Während die Nelke als Schnittblume heute eine Nebenrolle spielt, erlebt sie als Beet- und Balkonpflanze eine neue Popularität. Im Garten bieten sich die Sorten der Heide-Nelke (D. deltoides) und der Feder-Nelke (D. plumarius) für sonnige, eher trockene Standorte an. Für Bauerngarten-Flair sorgt die Bart-Nelke (D. barbatus), die auch in der Vase eine gute Figur macht.